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Europas Vögel auf dem absteigenden Ast
"Ein neuer Bericht zeigt massiven Vogelschwund auch in Deutschland. Während es in Städten aufwärtsgeht, leiden die Tiere unter der industrialisierten Landwirtschaft." SZ 05. Februar 2020 "14 Millionen Vögel weniger"
In den USA und Kanada erschüttern die erstmals konkreten Zahlen einer Langzeitstudie zum Verlust von Vögeln. Drei Milliarden oder besser gesagt ein Drittel aller Vögel sind es weniger als nur 50 Jahre zuvor. "Ein erschütternder Schwund, der darauf hindeutet, dass sich die Struktur des gesamten nordamerikanischen Ökosystems selbst auflöst", schrieben zwei der führenden Biologen der USA, in einem Artikel der New York Times.
Doch dieser Schwund ist keinesfalls eine lokale Angelegenheit. Entsprechend dem zuvor festgestellten Insektensterben sind Vögel gleichermaßen von der globalen Ökologiekrise betroffen. Auch in Deutschland wurde der langfristiger Vogelschwund vom Bundesamt für Naturschutz, dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und den Vogelschutzwarten festgestellt. Hier sind es immerhin 14 Millionen Vögel, umgerechnet sind das acht Prozent weniger als noch vor 25 Jahren. Wird hier eine längere Zeitspanne wie in den USA betrachtet, ist ein Verlust von etwa jedem Vierten Vogel zu vermuten. "Das Ausmaß des Vogelschwunds in Deutschland ist mit dem in Nordamerika durchaus vergleichbar", sagt DDA-Geschäftsführer Christoph Sudfeldt.
Deutlich zu beobachten ist, dass die Vögel nicht etwa nur in landwirtschaftlich genuztem Offenland weniger wurden, sondern in allen Lebensräumen. Dennoch hält der Negativtrend der von der industriealisierten Landwirtschaft betroffenen Agrarvögeln an, während sich die Vogelbestände in Wäldern und Städten langsam erholen.
In Wäldern sind es Vogelarten wie der Specht und die Fliegenschnäpper, die vom Klimawandel profitieren. Vorallem aber die zunehmend naturnahe Forstwirtschaft tragen zur Erholung bei, stellten Forscher fest.
In Städten ist es der Trend hin zu mehr Grünflächen, auch unter dem Stichwort "Green Cities" bekannt, der es den dort heimischen Vögeln erleichtert Lebensräume zu finden. Auch der positive Einfluss der ursprünglicheren Gestaltung von Gärten ist nicht zu unterschätzen.
In der Landwirtschaft hält der Verlust allerdings an. "Das Vorhandensein nicht intensiv genutzter Flächen wie Brachland ist der Schlüssel zur Erhaltung der Agrarvogelarten", schlussfolgern die Forscher. Die konkrete Nutzung der Lebensräume ist für das Überleben der Vögel wichtiger, als der Einfluss des Klimawandels. Während kein negativer Zusammenhang zwischen der Anzahl an Vögeln und den klimatischen Bedingungen der Sahelzone Afrikas - dem wichtigesten Überwinterungsgebiet der Singevögel - festgestellt wurde, ist der Einfluss auf das Vorkommen von Vögeln in intensiv genutzer Landwirtschaft eindeutig.